Die Sage von Schloss Knippenburg
Es geschah in alten Zeiten,
da zog ein Schreiner durch das Land.
Nachzuschauen in den Weiten,
ob sich dort Arbeit für ihn fand.
Er fragte in Borthorpe.
Der Meister sagte: "Nein!"
Der hatte in dem Orte
das schönste Töchterlein.
Es entflammte gleich in Liebe
des Schreiners Herz voll Leidenschaft.
Doch der Meister gab ihm Hiebe
mit starker Arme Rutenkraft.
"Hinfort mit dir! Weg, du Schuft!
Nie sollst du haben ihre Hand,
bis ich liege in der Gruft.
Bist du doch von niederem Stand."
So floh der Geselle
in einen nahen Wald.
Und an dieser Stelle
die Wendung naht alsbald.
Wie in faust'scher Dichtung
sucht ihn der Teufel heim.
Nachts auf einer Lichtung
in hellem Feuerschein.
"Ich will dir helfen, kleiner Mann
und ihre Hand dir gerne geben,
wenn deine Seel' ich haben kann.
Noch dreißig Jahre sollst du leben."
So schloss man ab den Handel.
Der Teufel schoss sogleich hinfort
und flog in heit'rem Wandel
zu Schreinermeisters Ruheort.
Fuhr in die dunkle Schlafenskammer.
Setzte sich auf des Meisters Brust.
Hörte des Schläfers Katzenjammer
und quälte ihn ganz voller Lust.
Er zeigte ihm einen Maibaum
mit Ästen voller Silberstücke.
Die Gier bestimmt des Meisters Traum
nach Reichtum und künftigem Glücke.
Als dem Meister dann am nächsten Morgen
beim Fensterblick die Sonne lacht,
sah er den Gesellen ohne Sorgen.
Den Maibaum hat er mitgebracht.
Der Meister dachte an Baum und Geld.
Wollt' ihm nun doch die Tochter schenken.
Dreißig Jahre Glück auf dieser Welt
sollt' des Gesellen Schicksal lenken.
Der Handel war schon lang vergessen.
Er arbeitete im Knippenburger Treppenhaus,
die neue Treppe zu vermessen.
Da kam der Teufel mit Saus und mächtigem Gebraus.
"Aus.Vorbei. Die Zeit ist um!
Lass dem Wort folgen nun die Tat!"
Doch der Schreiner war nicht dumm.
Um eine letzte Gunst er bat:
"Lass mich mein Werk noch schaffen.
Ich brauche bis zur Abendstunde.
Dann darfst du mich wohl raffen,
damit meine Seele dir munde."
So willigte der Teufel ein,
die Augen groß wie Thaler.
Jedoch das arme Sünderlein
rief seinen Freund den Maler.
Dieser malte wie im Wahn
seinen Freund den armen Schreiner.
Lebensgroß, so war der Plan.
Verkleidet erkennt ihn keiner.
Drum gab der Maler ihm Malersachen
und ging dann die Treppe runter.
So wollte es auch der Schreiner machen.
Seine Stimmung war recht munter.
Von oben lächelt froh das Bilde,
doch der Teufel erkannte schnell den Schein.
Nichts Gutes führte er im Schilde,
stellte dem Schreiner rasch das linke Bein.
Der Sünder stürzte tief hinab.
So endete wohl sein Geschick.
Der Teufel nahm die Seel' ihm ab.
und brach ihm krachend das Genick.
Rasch verbreitet sich die Kunde
von des Schreiners frühem Tod.
Und von seinem Teufelsbunde,
den er schloss ganz ohne Not.
Der Schlossherr befahl an jenem Tage
dass für alle Zeiten niemand wage
das Schreiner Bildnis zu entfernen.
Und Gottesfurcht soll jeder lernen!
So endet die Knippenburger Sage.
(Nach Motiven einer Sage aus Bottrop.)
Dies war mein Beitrag für den Gedichtwettbewerb 2014 zum Thema "Schloss" vom Main-Reim eV.